Hauptbereich
Informationen zur Schozach-Bottwartalbahn
Machbarkeitsstudie zur Schozach-Bottwartalbahn vorgestellt
Historie:
Zwischen Heilbronn und Marbach verkehrte bis in die 60er Jahre die so genannte „Bottwartalbahn“. Die 34 Kilometer lange Bahnstrecke führte durch das Schozach- bzw. Bottwartal und hatte an beiden Endpunkten Anschlüsse an das jeweilige Schienennetz. Im Jahr 1966 wurde der Personenverkehr auf der Strecke eingestellt. Teile der Strecke - insbesondere im südlichen Abschnitt - blieben zunächst weiterhin für den Güterverkehr nutzbar.
Durch die fortschreitende Entwicklung der Region, dem zunehmenden Verkehr sowie mit den positiven Erfahrungen der weiteren Stadtbahnverbindungen im Landkreis Heilbronn, wurde bereits Ende der 90er Jahre eine Machbarkeitsstudie und im Jahr 2001 eine Wirtschaftlichkeitsberechnung für eine Schienenverbindung zwischen Heilbronn und Beilstein erarbeitet. In der Studie wurden verschiedene Trassenführungen im Schozachtal untersucht, wobei der Nordkorridor über Flein, Untergruppenbach und Abstatt aufgrund der dichteren Bebauung bevorzugt wurde.
Ein Ergebnis dieser Untersuchung war, dass eine Stadtbahnverbindung zwischen Heilbronn und Beilstein nur dann sinnvoll ist, wenn eine Weiterführung der Strecke nach Marbach (mit Anschluss an die S-Bahn Stuttgart) erfolgt. In der so genannten „Standardisierten Bewertung“, die zum Erhalt von Fördermitteln auf Bundes- und Landesebene zwingend durchzuführen ist, konnte aufgrund der hohen Betriebs- und Infrastrukturkosten, der erforderliche Kosten-Nutzen-Quotient von 1,0 nicht erreicht werden. Da die Gemeinden im Schozach-Bottwartal schon seit vielen Jahren das Ziel verfolgen, die Region „auf die Schiene“ zu bringen, wurde die mögliche Trasse als Vorzugsvariante in den Flächennutzungsplänen, als Freihaltetrasse, ausgewiesen.
Erneute Durchführung einer Machbarkeitsuntersuchung
In den vergangenen 20 Jahren hat sich die Siedlungsstruktur in den Gemeinden des Schozach- und Bottwartals sehr dynamisch entwickelt. Neue Wohn- und Gewerbegebiete sind entstanden und auch die Schul- bzw. Hochschullandschaft hat sich weiterentwickelt. Mit MAGNA und BOSCH haben zwei internationale Konzerne den Standortvorteil unserer Region erkannt und bieten zwischenzeitlich mehrere tausend zusätzliche Arbeitsplätze vor Ort. Darüber hinaus haben der Individualverkehr und die Stauhäufigkeit auf den Straßen zugenommen. Auch die Sichtweise auf Umweltaspekte hat sich verändert und die Bahnen haben sich technisch weiterentwickelt, so dass topografische Gegebenheiten an Bedeutung verloren haben.
Die Überlegungen und Diskussionen zur Reaktivierung der Bottwartalbahn haben in den letzten Jahren erneut an Fahrt aufgenommen. Bereits im Jahr 2018 wurde die TransportTechnologieConsult Karlsruhe (TTK) damit beauftragt, eine erneute Machbarkeitsstudie sowie eine so genannte „standardisierte Bewertung“ durchzuführen.
Untersucht wurden dabei vier denkbare Trassen:
- Beilstein, Ilsfeld, Talheim, Heilbronn (Originaltrasse)
- Beilstein, Auenstein, Abstatt, BOSCH, Untergruppenbach, Donnbronn, Heilbronn
- Beilstein, Auenstein, Abstatt, Untergruppenbach, Donnbronn, Heilbronn
- Beilstein, Auenstein, Abstatt, Untergruppenbach, Donnbronn, Flein, Heilbronn
Im Ergebnis waren alle Trassen technisch umsetzbar, jedoch konnte (zunächst) keine der untersuchten Varianten den erforderlichen Kosten-Nutzen-Quotienten i.H.v 1,0 erreichen.
Neue Vorgaben des Bundes – Rückenwind für den ÖPNV:
Zwischenzeitlich hat der Bund die Vorgaben und Berechnungsmodalitäten für entsprechende Bahnprojekte komplett überarbeitet. In Zukunft sollen deutlich mehr Projekte für eine finanzielle Beteiligung durch den Bund in Frage kommen. Bei der Bewertung der Wirtschaftlichkeit fallen nun z.B. die Faktoren Klima- und Umweltschutz, Verkehrsverlagerung und Daseinsvorsorge stärker ins Gewicht.
Im August 2022 haben die Landkreise Heilbronn und Ludwigsburg und die Stadt Heilbronn den Gutachter TTK mit der Überarbeitung des Standes der Machbarkeitsstudie („Upgrade“) sowie die standardisierte Bewertung nach dem neuen Verfahren beauftragt.
Laut den ersten vorliegenden Ergebnissen des „Upgrades“, die aber noch Anpassungen erfordern, konnten alle vier möglichen Varianten einen Wert über dem erforderlichen Nutzen-Kosten-Indikator von 1 erreichen.
Vorstellung der „neuen“ Untersuchung am 25.07.2023 in Neckarwestheim
Am Dienstag, 25.07.2023, wurde die Machbarkeitsstudie und die standardisierte Bewertung für eine Bahnstreckenverbindung von Marbach nach Heilbronn erstmals in einer öffentlichen Veranstaltung präsentiert. Hierzu hatten die Landkreise Heilbronn und Ludwigsburg in die Reblandhalle in Neckarwestheim eingeladen. Die bei dieser öffentlichen Veranstaltung vorgestellte Power-Point-Präsentation „Machbarkeitsstudie und standardisierte Bewertung für eine BOStrab-Verbindung von Marbach nach Heilbronn – Vorstellung der aktualisierten Gesamtergebnisse“ sowie die detaillierten Trassenpläne, können auf der Homepage der Gemeinde unter www.untergruppenbach.de eingesehen werden.
- Variante 1 (Schozachtal) 1,91
- Variante 2 (Bosch, L 1111) 1,87
- Variante 3 (A 81, L 1111) 1,78
- Variante 4 (A 81, Flein) 1,59
Dieses Ergebnis bedeutet, dass grundsätzlich alle vier Varianten förderfähig sind. Die Förderfähigkeit ist dann gegeben, wenn eine Trasse ein Kosten-Nutzen-Verhältnis von größer 1,0 hat. Die Höhe der Förderung ist hiervon unabhängig.
Aus der Zusammenfassung zu diesen Präsentationsunterlagen ergibt sich, dass mit Bezug auf die Infrastruktur die Bahnstreckenvariante 1 (Historische Trasse) und die Bahnstreckenvariante 3 (A 81, L1111) die geringsten baulichen Risiken aufweisen würden. Ebenfalls würden sich bei den Bahnstreckenvarianten 1 und 3 die geringsten kommunalen Eigenanteile bei den Betriebskosten ergeben. Schließlich wird zu möglichen Förderquoten der erforderlichen Investitionen ausgeführt, dass ohne einen konkreten Förderantrag keine verlässlichen Aussagen hierzu möglich seien.
Es bleibt anzumerken, dass seitens des Gutachters TTK auch eine Kombivariante untersucht worden ist, wonach die Bahnstreckenvarianten 1 und 3 über eine alternierende Linienführung über Talheim/Ilsfeld bzw. über Untergruppenbach miteinander kombiniert würden. Jedoch wurde die Weiterverfolgung dieser Kombivariante vonseiten der Gutachter nicht empfohlen. Grund hierfür sei es, dass insgesamt nach Abschätzung der Nutzen-Kosten-Quotient zunächst bei knapp unter 1,2 liegen würde. Der Wert würde bei einer Sensibilitätsbetrachtung der Infrastrukturkosten am Ende mit Sicherheitszuschlägen von 30 % nach Einschätzung der TTK auf einen Wert unter 1,0 sinken.
Bewertung und weiteres Vorgehen:
Um die Bürgerinnen und Bürger möglichst umfassend und transparent über das Projekt zu informieren, findet am Mittwoch, den 27.09.2023 um 19.00 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses Untergruppenbach eine Informationsveranstaltung statt. Bei diesen Veranstaltungen werden neben Vertretern des Landkreises Heilbronn, im Besondern auch die Vertreter der TransportTechnologie-Consult Karlsruhe GmbH dabei sein, um die Machbarkeitsstudie und die standardisierte Bewertung für eine BOStrab-Verbindung im Detail den interessierten Bürgerinnen und Bürgern vorzustellen und auf Rückfragen einzugehen. Die Bürgerinnen und Bürger sind bereits heute sehr herzlich eingeladen.
Ungeachtet dessen wird sich der Gemeinderat nach der Sommerpause im Rahmen seiner öffentlichen Gemeinderatssitzung am Donnerstag, den 28.09.2023, mit dem Thema der Schozach-Bottwartalbahn befassen.
Bürgermeister Vierling zeigte sich erfreut über das positive Ergebnis der Machbarkeitsstudie. Die Region wird in jedem Fall von der Anbindung an die Bahn profitieren. Auch wenn noch viele Fragen zu klären sind, sprechen aus seiner Sicht zahlreiche Argumente für die Trasse über Abstatt und Untergruppenbach:
- Das enorme Fahrgastpotential der Unternehmen BOSCH und MAGNA mit den insgesamt rund 8.000 Beschäftigten.
- „Wir planen für die Menschen und nicht für das Papier – Wer den Verkehr am Autobahnzubringer (L1111) zu den Stoßzeiten kennt, der wird keinen Zweifel daran haben, dass Untergruppenbach eine alternative zum Individualverkehr braucht“, so Vierling.
- Mit 21.000 sog. Lininbeförderungsfällen je Tag würde die Varianten III (über Abstatt und Untergruppenbach) täglich von 1.500 Prsonen mehr genutzt werden, als dies Beispielsweise bei der Variante I über Ilsfeld und Talheim der Fall wäre.
- Die Trasse über Untergruppenbach (Variante III) hat ebenfalls, wie die Variante I, die geringsten Betriebskosten und entsprechend den niedrigsten kommunalen Eigenanteil.
- Die Trassen über Untergruppenbach sind seit vielen Jahren im Flächennutzungsplan freigehalten. Dies ist der Realisierung sehr zuträglich (keine Gebäudeabbrüche / Abstand zur Wohnbebauung / deutlich weniger Straßenquerungen, etc.).
Die Gemeindeverwaltung wird über die weiteren Entwicklungen informieren.